Samstag
18.
Januar 2025
20 Uhr
Aeham Ahmad wuchs als palästinensischer Flüchtling im syrischen Flüchtlingslager Yarmouk in Damaskus auf. Seit seinem fünften Lebensjahr lernte er Klavier spielen, zunächst im Konservatorium in Damaskus, von 2006 bis 2011 studierte er an der musikalischen Fakultät der Baath-Universität in Homs. Yarmouk war seit 2013 von verschiedenen Parteien des Bürgerkriegs umkämpft. Im Laufe von Kriegshandlungen, Belagerung und Hunger dezimierte sich die Einwohnerzahl von vorher 150.000 auf 16.000 Menschen im Jahr 2015. Während dieser Zeit transportierte er sein Klavier auf einem Anhänger oder Pick-Up und trat auf Straßen und öffentlichen Plätzen auf. Videos von diesen Auftritten, häufig vor allem mit Kindern als Publikum, wurden in sozialen Netzwerken geteilt und seine Geschichte erfuhr international Medienberichterstattung.
Nachdem das Flüchtlingslager im April 2015 von den Kämpfern des „Islamischen Staates“ eingenommen worden war, zerstörten diese bei einer Kontrolle sein Klavier. In dieser Situation entschied er sich, seine Heimat zu verlassen. Am 2. August floh er aus Yarmouk und kam über Izmir, Lesbos und die Balkanroute im September 2015 nach Deutschland.
2015 erhielt er in Bonn den erstmals verliehenen Internationalen Beethovenpreis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion. Erste Auftritte in Deutschland hatte er bei einem Konzert für Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer in München im Oktober 2015 sowie einem Benefizkonzert zugunsten der Bochumer Flüchtlingshilfe zusammen mit den Bochumer Symphonikern. Seitdem hat er viele Konzerte in ganz Europa und in Japan gespielt.
Im Amalthea Theater wird er Oriental Jazz vorstellen, ein Musikgenre, das Elemente des westlichen Jazz mit traditionellen östlichen Maqams, Rhythmen und Gesang verbindet. Charakteristisch ist neben dem klassischen Klavierspiel auch die Verwendung der menschlichen Stimme als Musikinstrument. Dies musste Aeham Ahmad über lange Zeit in Damaskus erlernen.
Einer der prominentesten Pioniere des orientalischen Jazz ist der libanesische Pianist Ziad Rahbani, der Jazz und traditionelle arabische Musik auf brillante Weise verbindet. Diese Musikrichtung gilt als kulturelle Brücke zwischen Ost und West. Sie spiegelt musikalische Vielfalt und Reichtum wider, indem er Sufi-Gesang und verschiedene Musiktraditionen in eine einzigartige Harmonie integriert.
Aeham Ahmad wird auch einige Ausschnitte seiner neuen CD „From Barada to Rhine“ spielen, die eine tiefe Sehnsucht nach der Heimat und den Freunden in Syrien repräsentieren. Vor dem Klavier sitzend scheint er seine Erlebnisse und Gefühle in die Tasten zu werfen. Seine Musik spiegelt nicht nur technisches Können, sondern auch intensive Emotionen wider, die unter die Haut gehen.